Warczewiczella discolor [(Lindley) Schultes & Garay 1959]
Die folgenden Angaben laufen noch unter dem Namen Cochleanthes discolor.
Vorkommen: Epiphytisch in Costa Rica bis Venezuela und West-Indien vorkommend.
Standort: In der obere Stufe des Regenwaldes, untere und mittlere Stufe des Bergwaldes; 500 bis 2000 m; auf moosbedeckten Ästen, vorwiegend halbschattiger Stand.
Variationen: Cochleanthes discolor ist eine recht konstante Art. Lediglich der Anteil an Blaulila bei der Lippe und den Petalen kann etwas variieren, dies auch bezüglich seiner Intensität.
Hybride: Seit 1960 gibt es eine Reihe interessanter Hybriden, erstmals kreiert und praktiziert vom Ehepaar WILSON aus den USA/Pennsylvania. Infragenerische Hybriden:
Cnths. discolor x Cnths. aromatica = Cnths. Overbrook (W. W. WILSON, 1964)
Cnths. discolor x Cnths. wailesiana = Cnths. Merion (W. W. WILSON, 1964)
Cnths. discolor x Cnths. marginata = Cnths. Moonbeam (Casa Luna, 1979)
Außerdem etliche intergenerische Hybride:
Cnths. discolor x Pes. cerina = Psnth. Painted Lady (W. W. G. MOIR, 1960)
Cnths. discolor x Hya. burtii = Hnths. Narberth (W. W. WILSON, 1965)
Cnths. discolor x Hya. meleagris = Hnths. Haverford (W. W. WILSON, 1967)
Cnths. discolor x Stenia pallida = Cclna. Bryn Manox (W. W. WILSON, 1967)
Cnths. discolor x Mdcla. grandiflora = Chla. Little Turtle (W. W. WILSON, 1975)
Cnths. discolor x Z. Blackii = Ccptm. Blue Velvet (GEORGE BLACK, 1980)
Cnths. discolor x Lyc. aromatica = Cccst. Joseph Arditti (KOOPOWITZ, 1981)
Cnths. discolor x Kefst. graminea = Kefth. Crestwood Imp. (CRESTWOOD, 1982)
Cnths. discolor x Psbol. Gairiana = Lbka. Ed Dinklage (DINKLAGE, 1982)
Nur eine Cochleanthes-Naturhybride ist bisher beobachtet, beschrieben und abgebildet worden: Cnths. discolor x Cnths. marginata (HORICH, "Die Orchidee" 17, S. 188/189, 1966).
Hierbei bedeuten: Pes. = Pescatorea, Psnth. = Pescoranthes, Hya. = Huntleya, Hnths. = Huntleanthes, Cclna. = Cochlenia, Mdcla. = Mendoncella (heute korrekt: Galeottia), Chla. = Cochella, Z. = Zygopetalum, Ccptm. = Cochlepetalum, Kefst. = Kefersteinia, Kefth. = Keferanthes, Lyc. = Lycaste, Cccst. = Cochlecaste, Psbol. = Pescatobollea (= Pescatorea x Bollea), Lbka. = Lancebirkara.
Blütezeit: Über einen langen Zeitraum, von Mai bis Oktober, aber mit Schwerpunkt um den August. Blühdauer: ca. 2 Wochen.
Wissenswertes: LINDLEY beschrieb die Art im Journal of the Horticultural Society (London) Bd. 4, S. 265, 1849 unter dem Namen Warrea discolor. Jene von ihm gesehene Pflanze war von WARSCEWICZ gesammelt, stammte aus "Costa Rica" und wurde von R. S. HOLFORD aus dessen Sammlung gekauft. REICHENBACH f. erkannte wenig später die Heterogeneität der Gattung Warrea, kreierte deswegen die Gattung Warscewiczella unter Zuweisung der Arten Warscewiczella discolor, marginata und candida (Bot. Zeitung 10, S. 636, 1852), erkannte aber bald darauf deren geringe Eigenständigkeit und versetzte die Art nach Zygopetalum (Walpers Annales Botanicae 6, S. 655, 1863). P. H. ALLEN schließlich transferierte discolor zur Gattung Chondrorhyncha (Annals Missouri Botanical Garden 36, S. 87, 1949). Nachdem GARAY & SCHULTES die Rechtmäßigkeit des Gattungsnamens Cochleanthes feststellten, überführten sie auch das discolor-Epitheton in diese Gattung (Botanical Museum Leaflets Harvard University, 18, S. 32, 1959). Die Nomenklatur der Art spiegelt den taxonomischen Zustand der gesamten Artengruppe beispielhaft wieder (vgl. SENGHAS, Die Orchidee 41, S. 89ff., 1990).
Bulben: Triebe dicht beisammenstehend, sich von ihrer Basis her eng verzweigend und allmählich größere Polster bildend, die später von innen her absterben und sich damit nach außen verselbständigen.
Blätter: Die bulbenlosen Triebe drei- bis fünf-, meist vierblättrig, die beiden oberen Blätter am längsten; Scheiden 3-4 cm lang gefaltet, Spreiten linealisch, die längste bis 20 x 2 cm groß, die untere kürzer und relativ breiter.
Blütenstände: Infloreszenz aus der Achsel meist des unteren Laubblattes hervorgehend, einblütig, basal mit drei dicht aufeinanderfolgenden, röhrigen, rasch braunhäutig werdenden, ca. 15 mm langen Schuppenblättern; Stiellänge 6-7 cm.
Blüten: Braktee den vorangegangenen Schuppenblättern ähnlich, aber breiter und nicht röhrig, sondern mehr abstehend, 12 mm lang. Gestielter Fruchtknoten 2-2,5 cm lang. Blüten groß, Dm. in Frontansicht 5 cm, in Seitenansicht 6-7 cm, resupiniert, duftlos. Dorsales Sepalum nach oben weisend, schmal-eiförmig-spitzlich, 4 x 1,5 cm groß; laterale Sepalen flügelartig nach rückwärts weisend, von ähnlicher Form, aber schief und mit einem auf der labelloskopen Seite eingeschlagenen Rand; alle drei Blätter blaß cremefarben. Petalen nach vorn über die Säule orientiert, mit zurückgeschlagener Spitze, im Umriß eiförmig-spitzlich, schief, etwas kürzer als die Sepalen, 3,5 x 1,5 cm groß, cremefarben in der oberen Hälfte, auf der Innenseite violett überlaufen. Labellum tütenförmig die Säule umgreifend, ausgebreitet 3,5 x 4 cm groß, leicht geigenförmig, im unteren Drittel am breitesten, der Rand in der oberen Hälfte sehr fein wellig; basal mit einem halbrunden, 10 mm langen, strahlig vielrippigen Kallus; Lippenfläche intensiv tiefviolett, Kallus kräftig gelb. Säule leicht vorwärtsgebogen, 15 mm hoch, sehr dick, 8 mm breit, an der Basis mit einem aufwärtsgebogenen gelben Häkchen, unterhalb der sehr schmalen, quer liegenden Narbe mit leichten gelblichen Randflügeln, Frontseite violett getönt und diese sowie die Basis dicht flaumig behaart; Klinandrium flach, aber sehr steil; Rostellum sehr lang spitzzähnig. Pollinien in zwei Paaren, diese mit je zwei deutlich ungleich großen, völlig getrennten Pollinien; Stipes rechteckig und dreieckig zugespitzt; Viscidium dreieckig, dem Stipes anliegend. Vom Erscheinen der Infloreszenzknospen bis zur Blütenöffnung vergehen ca. 3 Monate, der entsprechende Trieb ist zur Zeit des Sichtbarwerdens der Knospe weitgehend ausgereift.
Licht/Luftbewegung: Kultur an einer halbschattigen Stelle im Gewächshaus vorteilhaft.
Temperatur: temperiert
Wasser: Mäßiges Wässerung, bis das Hauptwachstum im Frühjahr einsetzt, dann ist auch reichlich zu wässern..
Luftfeuchte: Während des gesamten Jahres ist für eine genügende Luftfeuchtigkeit zu sorgen.
Dünger: Während des Wachstums sollte gelegentlich gedüngt werden.
Haltung: Topfkultur ist möglich und üblich.
Ruheperiode: Eine Ruhezeit entfällt. Der winterliche Stand sollte heller und die Wassergaben sollten reichlicher sein, wenn die Neutriebe bereits zu solcher Zeit erscheinen.
Synonyme: Chondrorhyncha discolor [(Lindley) P. H. Allen 1949]
Warscewiczella discolor [(Lindley) Reichenbach f. 1852]
Warrea discolor [Lindley]
Zygopetalum discolor [(Lindley) Reichenbach f.]
Cochleanthes discolor [(Lindley) R. E. Schulte & Garay 1959]
LG Friedrich
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