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Pterygodium catholicum

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1Pterygodium catholicum Empty Pterygodium catholicum 27.03.22 19:42

plantsman

plantsman
Orchideenfreund

Moin,

ein Skurrilität die in ihrer Heimat Südafrika zwar recht häufig, in Kultur jedoch deutlich seltener zu finden ist: Pterygodium catholicum.

Sie gehört zu einem in Südafrika fast endemischen Subtribus, Coryciinae, des Tribus Orchidinae, also den Orchideen, die auch den Großteil unserer heimischen Arten ausmachen (Dactylorhiza, Orchis, Ophrys & Co.).
Zu finden sind die Arten im Winter- sowie Sommerregengebiet, wobei die Artenvielfalt im Western Cape am größten ist. Hier wächst auch Pterygodium catholicum in saisonal feuchten Sand- und Lehmböden, ist also ein Winterwachser.

Die Art ist vegetativ sehr vermehrungsfreudig, denn sie bildet von der Mutterknolle aus mehrere längere Ausläufer die alle mit einer Knolle für das nächste Jahr abschließen. Man kann auf diese Weise einen Topf sehr schnell voll bekommen. Aber ein Topf nur mit Blättern ist sicher ernüchternd.
Wer sie in Kultur blühen sehen will, muss schon in die Trickkiste greifen. Am Besten blüht die Art nämlich nach einem Feuer, ist also ein Pyrophyt. Sie ist zwar nicht 100%ig darauf angewiesen, die Blütenzahl wird nach einem Feuer aber signifikant, um bis zu 90%, erhöht.
Glücklicherweise muss man auf dem Topf aber kein Lagerfeuer anzünden. Es reicht wenn man ihn, mit den frisch umgetopften Knollen, im Spätsommer/Frühherbst für ca. 4 Wochen in ein größeres Gefäß stellt, ich nutze ein kleines Glasaquarium und daneben ein bis zwei Bündel Bananenschalen legt. Äpfel gehen auch, die ess ich aber lieber Wink . Wenn die Bananenschalen zu schwarz werden, tauscht man sie gegen frische aus.

Der Grund ist das dabei entstehende Ethylen, ein Reifegas. Dieses entsteht auch bei einem typischen südafrikanisen "kalten" Steppenfeuer und ist für die schon vorher angelegten Blütenanlagen der Auslöser, sich weiterzuentwickeln. Ohne Ethylen entstehen nur Blätter und die Blütenanlage wird wieder verstoffwechselt.
Die so behandelten Töpfe kommen wieder in die Sammlung und mit den ersten herbstlichen Wassergaben bei sinkenden Temperaturen kann das Wachstum beginnen. Nichtblühende Triebe bleiben einblättrig, sobald sich aber ein zweites Blatt zeigt, kann man sicher mit einer Blüte rechnen. Im Bestand der Gruson-Gewächshäuser schaffen es so immer ca. 60% der Knollen bis zur Blüte.
Leider hab ich aus Zeitgründen letztes Jahr zwar die Bananenbehandlung durchgeführt, die Pflanzen aber nicht umtopfen können. So ist bis auf den fotografierten Trieb nicht viel gekommen. Fazit: jedes Jahr in frisches Substrat umtopfen sonst gibt es Verluste bei den Knollen. Das Substrat ist bei uns eine feinkörnige Mischung aus einem Bims-Lava-Gemisch und ein klein wenig Holzfaser-Substrat (Torfersatzprodukt).

Die Blüten sind sehr speziell aufgebaut, das kleine unten in der Blüte ist z.B. die Lippe und der "Helm" sind die zwei übergroßen Petalen. Das große Flächige über der Lippe ist aber nicht die Narbe, sondern ein Lippenanhängsel (oder Kallus?) hinter dem sich die nach hinten geklappte Säule verbirgt. Eigentlich ist die Lippe eher ein Anhängsel des Anhängsels........
Zu dem ganzen Gedrehe kommt dann noch der chemische "Duft" nach billigen Klosteinen, fast wie ein Bahnhofsklo inklusive leichter Urin-Note...... echt lecker.

Warum Herr Linné sie "catholicum" nannte, konnte ich bisher leider nicht in Erfahrung bringen.

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Machu Picchu, sabinchen, KarMa, Wurzel, weeand, Marcel, Miniorchideen und Gefällt dieser Beitrag

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Christian N

Christian N
Moderator

Vielen Dank für dieses interessante Orchideenporträt.



Gruß
Christian

Usitana Gefällt dieser Beitrag

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Die Blütenanatomie der Coryciumgruppe
zB Pterygodium oder Ceratandra ist etwas verwirrend, aber interessant
die nächsten Verwandten sind Disa, Orchis, Brownleea und Codonorchis.

Es gibt bei der Coryciumgruppe krasse Bestäubungssyndrome, will heissen das selbe Insekt bestäubt
sogar mehrere Gattungen und viele Arten indem die Pollen ja nach Blüte an unterschiedlichen Stellen am Körper platziert werden,
deshalb haben einzelne Arten Blüten die sehr ähnlich sind weil sie zB spezialisiert sind von Pollen bestäubt zu werden die an den Beinen einer ölsammelden Biene kleben. Diese Arten sind aber nicht so nah verwandt, sehen nur so aus.
Auf Fotos die die Bestäubung von Pt catholicum zeigen hält sich die Biene mit den Vorderbeinen an dieser seltsamen schildartigen Struktur fest die oft als Anhängsel der Lippe interpretiert wird (oberhalb von den 2 weit auseinanderliegenden Antheren links und rechts und den 2 Narbenlappen), dann können die Pollen die bei catholicum an den an den Hinterbeinen plaziert sind, die Narben erreichen.
Das Gynostemium liegt offenbar zwischen Lippe und diesem Schild, es scheint eine flügelartige Struktur zu sein, nicht hoch aber sehr breit.

Ceratandra haben seltsamerweise keine Knollen aber wenigstens Wurzeln,
ebenso einige andere der Gruppe und viele oder alle Corycium, deshalb sind manche Arten schwer zu sammeln zumindest ist diese Art der Inkulturnahme erschwert.
Es gibt Erdorchideen ohne Wurzeln (oder mit nur rudimentären winzigen Wurzeln, wie ja die blattlosen Arten auch oft noch winzige Blattreste haben) (und ohne Rhizom und ohne Zwiebel) aber mit Knollen zB Pterostylis,
Es beruhigt mich zu erfahren dass Pt catholicum zumindest Knollen hat.
Haben die richtige Wurzeln?
Die Knolle von Codonorchis wird auch als Zwiebel interpretiert
deshalb wäre es interessant bei wenig bekannten Arten immer auch die Knolle zu untersuchen.

Die Knolle selbst bildet Ausläufer? oder wo kommen die raus?

Die Art blüht am Standort von August bis Dezember, also auf der Nordhalbkugel im Frühjahr.
Die 4 Wochen massive Bananentherapie im unserem Herbst induziert die folgende Blüte im Frühjahr?
Oft blühen viele feuerabhängigen Arten am Standort noch in den Folgejahren nach Feuer, die Induktion müsste also lange anhalten oder Ehylen wäre nur ein Faktor?

laut Literatur blüht catholicum nach Feuer, sei aber im Renosterveld feuerunabhängig.

gruss jürgen

laetitia, Christian N, KarMa, weeand und Miniorchideen Gefällt dieser Beitrag

plantsman

plantsman
Orchideenfreund

Moin Jürgen,

ob Pterygodium catholicum Wurzeln hat..... noch hab ich mich nicht getraut mir bei der Pflanze im Wachstum mal den Ballen anzusehen. Da unser Substrat recht locker ist, weiß ich nicht, ob dann nicht alles herunterrieselt. So wie sie wächst dürfte sie aber Wurzeln haben. Eventuell so ähnlich wie bei Disa uniflora oder Disa sagittata.

Die Ausläufer sehen für mich so aus wie bei Pterostylis, entstehen also an dem unteren Teil des aus der Knolle herauswachsenden unterirdischen Triebes. Ob es aber morphologisch genau gleich ist, werd ich aktuell nicht untersuchen, weil, wie gesagt, dieses Jahr nicht besonders viele ausgetrieben haben. Wie der Bestand sich unterirdisch gemacht hat, werde ich erst im Sommer beim Umtopfen sehen.

Das Ethylen ist in der Natur möglicherweise nur ein Faktor, scheint aber für die Knospenentwicklung der wichtigste zu sein. Dieses Gas zeigt der unterirdischen Knolle an, sonst würde diese es ja nicht mitbekommen, dass sie in der nächsten Wachstumsperiode kaum Lichtkonkurrenz zu befürchten hat und es sich lohnt, zu blühen. Perfekt ist dann die Kombi "kaltes" Sommerfeuer/regnerischer Spätherbst.
Die Nachblüte im zweiten Jahr nach einem Feuer fällt immer deutlich geringer aus. Was dafür der Grund ist, kann ich jedoch auch nur vermuten. Vielleicht nehmen einige Knollen mehr Ethylen auf als andere und das reicht dann noch für eine Nachblüte oder es hat sich ein geringer Teil des Ethylens im Boden angereichert und kann noch ein paar Pflanzen zum Blühen bewegen.
Ja, die Bananen-Therapie ist der Auslöser, dass die schon angelegten Blütenanlagen sich im Frühjahr vollständig entwickeln. Letztes Jahr hab ich auch ein paar feuerkeimende Fynbos-Sträucher, die nach zwei Jahren noch nicht gekeimt waren, auch mit Bananenschalen behandelt. Als Folge sind tatsächlich noch ein paar Samen gekeimt. Da ich aber keine Vergleichsversuche gemacht habe, kann ich nur behaupten es hat am Bananen-Ethylen gelegen. Ist aber, denke ich, das Naheliegendste.

Stimmt, das mit den Renosterveld-Typen hab ich auch gelesen. Da die hiesigen Pflanzen aber nach fünf Jahren Kultur immer nur nach Bananen-Behandlung blühen, nehme ich an, das wir einen Fynbos-Ökotyp pflegen. Andererseits blühen viele Arten, die auch ohne Feuer blühen würden, nach einem Feuer deutlich reichlicher.

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pmmGarak

pmmGarak
Orchideenfreund

plantsman schrieb:


Warum Herr Linné sie "catholicum" nannte, konnte ich bisher leider nicht in Erfahrung bringen.

Naja, der naheliegende Kalauer wäre wohl, er fand sie unorthodox rennen 

ist denn bekannt, welches Insekt freudig auf verrenkte Blüten mit Urinsteinduft reagiert? (ist jetzt nicht so negativ gemeint, wie es klingt - ich mag grüne Blüten sehr gern)?

plantsman

plantsman
Orchideenfreund

Moin,

pmmGarak schrieb:ist denn bekannt, welches Insekt freudig auf verrenkte Blüten mit Urinsteinduft reagiert? (ist jetzt nicht so negativ gemeint, wie es klingt - ich mag grüne Blüten sehr gern)?

so viel ich weiß, sind es ölsammelnde Bienen. Jürgen/Schizodium hatte da auch schon drauf hingewiesen.

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schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Hallo,
ich habs mal nachgelesen, das ist komplex.

die Bestäubung ist, weil sie so interessant ist, sehr gut erforscht worden, zu den Bienen selbst findet sich weniger.

Die Tabelle zeigt welche Arten der Coryciumgruppe von welcher Rediviva Art zB blauer Kreis etc bestäubt wird
und wo jeweils am Körper der Biene die Pollen kleben zB F Tib.
Die mit dem schwarzen Stern sind keine Rediviva Orchideen  selbst wenn einige davon gelb grün sind. cleistogamum bestäubt sich zB selbst,
catholicum wird sogar je nach Blütenzeit/Form von 2 unterschiedlichen Arten bestäubt, die späte Form wird von Rediviva gigas bestäubt, die Normalform von peringueyi.

Links die wahrscheinlichen wahren Verwandtschaftsverhältnisse am molekularen Stammbaum.

Die alte Einteilung zeigt den teilweisen Durcheinander der Namen die durch einseitige Betrachtung der Blütenmorphologie entstanden ist, Disperis ist nicht so nahe wie früher zB von Schlechter angenommen. (Ein Delphin sieht deshalb aus wie ein Fisch weil er im Wasser lebt, und Rediviva Blüten sind eben gelb grünlich, bienengross etc,
menschengelb ist aber vermutlich bienenpurpur für deren Auge? usw)

Die Weibchen der Rediviva Bienen graben wohl eine Erdhöhle und legen für die Eier und späteren Larven einen Nahrungsvorrat an der aber nicht aus Honig besteht sondern aus einer Mischung von Pollen und Öl von Ölpflanzen besteht. Vermutlich keine Brutpflege, (Manche Öle sind nicht nur nahrhaft sondern auch antiseptisch, man könnte spekulieren das könnte ein Grund sein, der Brei darf ja lange Zeit nicht verschimmeln.)
Falls es das Öl wäre das an der Blüte so unangenehm riecht, so bietet die Pflanze der Biene wohl absichtlich Moleküle an die nützlich sind, denkbar wäre ein übler Geruch zB um das Gelege zu schützen



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gruss jürgen

Christian N Gefällt dieser Beitrag

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

in einen alten Buch

Linné, Carl von
Des Ritters Carl von Linné Königlich Schwedischen Leibarztes vollständiges Pflanzensystem.
findet sich ein Hinweis auf den Namen "kreuzartig"



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mehr hat der Ritter Linneus dazu nicht gesagt

plantsman

plantsman
Orchideenfreund

Moin Jürgen,

vielen Dank für die Mühe und die zusätzlichen Informationen!

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schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Hier noch einige weitere Anmerkungen zur Coryciumgruppe:

In der neotropischen Oncidiumgruppe zB Zygostates, Ornithocephalus finden sich viele vor allem kleinblütige Arten die fettes Öl anbieten ich vermute es gibt auch Arten die Ölblüten nur imitieren, Auch hier finden wir bizarre Blüten in weiss, grün und gelb. Sie ähneln der altweltlichen Coryciumgruppe, sind aber kleinblütiger. Auch ein kreuzförmiges Muster wie vom alten Schweden gesehen, kann man in einige dieser Ölblumen hineininterpretieren.
Der Mensch kann im Gegensatz zu Bienen UV Licht nicht sehen, deshalb können UV reflektierende Blüten auch wenn sie für uns einheitlich weiss, grün oder gelb sind, durchaus für Bienen sogar ein auffälliges  Muster haben.

Diese Übersicht mit Oncidiumartigen ist von Stephan Vogel der die pflanzlichen Öldrüsen oder Elaio-phoren an Calceolarien entdeckt hat. Als er 1959 seine „Organographie der Blüten kapländischer Ophrydeen“ erschien, wusste er noch nicht dass die Coryciumgruppe so viele Ölblumen enthält.

Man beachte die Ähnlichkeit mit der Coryciumgruppe
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kreuzförmiges Zygostates, Blütenblattrand gezackt , ähnelt dem gewellten Blütenrand der Ölblumen der Malpighiaceae.


Ein ganz anderes Bestäubungssyndrom sollte man nicht mit den Futteröl-orchideen verwechseln.
Es sind die Duftorchideen, also Blütenöle von  Coryanthes,
(Gongora, Stanhopea, Clowesia, Anguloa, Lykaste, Peristeria etc).
Das sind keine fetten Öle und keine Nahrung sondern etherische Öle,
dh wenn man sich zB damit einreibt, dann verdunsten die.
Diese Öle werden nur von männlichen Prachtbienen gesammelt
und als Rauschmittel konsumiert und sie werden in deren Sozial
und Paarungsverhalten aus den Hinterbeintaschen verwirbelt,
sind aber für die Bienen nicht lebensnotwendig.




KURZWEIL und LINDER schreiben in
The phylogeny and evolution of the Pterygodium-Corycium complex.:

„The Coryciinae have the most bizarre floral structures known in the orchids.
The complex lip appendage is unique in the family.
The gynostemium is twisted and turned out of recognition,
so that the structures will provide even the most eminent orchidologists with headaches.“


Der unermüdliche Orchideentaxonom Rudolf Schlechter hatte um 1890 am Kap eine Anstellung
als Reblausinspekor und dann als Assistent des Aktienhändlers und Orchideenfreundes Henry Bolus.
Fasziniert von der Coryciumgruppe hat Schlechter 1898 eine Veröffentlichung mit dem Titel
„Monographie der Disperidea“ herausgegeben. Leider ohne Abbildungen.
Er sah keinen Grund Pterygodium von Corycium abzugrenzen
und hat die Gruppe nach der grössten Gattung genannt, also Disperis

Für ihn gab es nur 3 Gattungen Pterygodium, Ceratandra und Disperis.

Zu Knollen und Wurzeln hat er sich nicht eindeutig festgelegt,
er nennt die Wurzeln von Corycium (also bei ihm Pterygodium) knollige Wurzeln
und die von Ceratandra zylindrische Wurzeln.

Er schreibt:

„Unter den Ophrydeen gehört diese Gruppe wohl sicher zu den formen-
reichsten. Bald finden wir sehr kleine, zierliche Formen mit einer oder
wenigen Blüten, die habituell an Pogonieen erinnern, bald robuste Arten
mit vielblütigen Trauben oder Aehren, die den Habitus der Orchis-Arten
imitiren. Noch grösserer Formenreichtum tritt bei den Blüten zu Tage;
besonders bei der Gestaltung des Labellums, welches meist mit einem
sehr eigenartigen Fortsatze geschmückt ist. Bei Disperis bildet das
Labeilum die bizarrsten Formen. Die Sepalen sind meist oblong oder
eiförmig, auch lanzetllich, bei Disperis sind sie mit einem Säckchen oder
Sporn in der Mitte versehen, in dem sich, bevor die Blüten sich öffnen,
die Klebmassen entwickeln. Die beiden seitlichen Sepalen sind zuweilen
frei, häufiger am Grunde, bis zur Mitte oder gar überhaupt (wie bei
Cypripedium) verwachsen. Die Petalen sind meist fest mit dem mittleren
Sepalum verklebt und bilden dann mit diesem einen Helm. Auch hier
steht Disperis wieder voran, da in einigen Fällen bei der Sektion Ana-
phyllum der Helm in einen aufsteigenden Sporn ausläuft, dessen beide
Seiten von linealischen Lappen der Fatalen gebildet werden, die dann
mit dem Sepalum dorsale, welches die Rück- und
Vorderseiten bildet, verwachsen sind.
Die Charaktere der Gruppe liegen in der vielgestaltigen, meist mit
einem Anhängsel versehenen Lippe, dem polsterartigen, nicht scharf
begrenzten, häufig durch das darüberliegende Labellum in zwei Hälften
geteilte Stigma und besonders in dem stark verbreiteten, die An-
there meist überdeckenden Rostellum und dem auffallend breiten
Antheren-Connectiv. Hierzu kommt dann noch die noch mehr als bei
den meisten Diseen zurückgeschlagene Anthere.
Der Entstehungsherd der Pterygodien ist
wohl ohne Zweifel in der Südwestecke der Cape-Colony zu suchen.
Pflanzengeographisch sehr interessant ist das Auftreten des Pterygodium hastatum  
Bolus in Transvaal, das mit dem P. catholicum Sw. aus der südwestlichen
Ecke der Cape-Colony nahe verwandt ist. Dies scheint darauf hinzu-
deuten, dass Pterygodium früher eine viel grössere Ausdehnung gehabt hat.
Pterygodium ist eine ziemlich polymorphe Gattung, welche mit Ceratandra nahe
verwandt ist. Sie unterscheidet sich von jener am besten durch die
Knollen und die Blattbildung, das Fehlen des Callus auf dem Labeilum,
meist sehr stark entwickelte Lippenfortsätze und den häufig mehr kon-
kaven oder kugeligen Helm, welcherdurch das dichte Anhalten der Peta-
len an das Sepalum intermedium gebildet wird. "



Zu den Knollen machen Linder und Kurzweil eher unklare Angaben. Auch keine Fotos ,keine Zeichnungen.:

„In Pterygodiurn and Corycium the underground organs are of the tuberoid type "root-stem tuberoid" sensu Dressler.
In Ceratandra the underground organs usually are referred to as a cluster of "thickened roots". These "roots" are
usually branched and have a woolly integument. However, it is interesting to note that
occasionally (but very rarely) root-stem tuberoids occur as well. In a specimen of Ceratandra atrata , an elongate tuberoid arises from one of these "thickened roots". In th specimen of Ceratandra grandiflora illustrated by BoLus (1913), both a cluster of"thickened roots" and a stalked spheroid tuberoid are shown. These cases suggest that the "thickened roots" - or some of them- are partly made up of stem tissue, and that the underground organs of Ceratandra are not a completely new development but rather a modification of the tuberoid type. In Ceratandra atrata a bunch of up to five stems can arise from a single cluster of "thickened roots".
In Pterygodium and Coryciurn the tuberoids are always undivided like in all other Diseae, The shape of the tubers of Pterygodium and Corycium ranges from spheroid to elliptic, although the elongate oblong tuberoids which are found in some Disperis spp. do not occur here. The size of the tuberoids varies extensively (possibly with the nutritional state of the plant and the season). In most species the tubers are sessile on the stem base just below the soil surface. Occasionally they occur at a greater depth and are separated from the above-ground shoot by a short wiry underground stem. On the outside the tubers are mostly slightly pubescent or woolly. A plant has usually only one pair of tubers (a new one and an old one).


von Bolus gibt es einige Zeichnungen:
wegen dieser hier liesst man dann Ceratandra habe gelegentlich doch Knollen.
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Corycium zeichnet Bolus aber ohne Knollen.
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Ceratandra venosa






gruss Jürgen

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Christian N

Christian N
Moderator

Vielen Dank für diese tiefen Einblicke in die phantastische Welt der Orchideen.


Gruß
Christian



Zuletzt von Christian N am 16.04.22 9:27 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

nun habe ich noch Zeichnungen von Bolus gefunden
hier hat er typische Corycium mit Knollen abgebildet.
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Vor etwa 100 Jahren hat Hermann Wilhelm Rudolf Marloth einige sehr schöne Zeichnungen angefertigt.
Eine zeigt Ceratandra mit langen Stolonen und Tochterpflanze.
Möglicherweise ist es hier so wie bei Herminium monorchis der Einknolle, zur Blütezeit fanden die Botaniker immer nur
eine Knolle statt 2, die 2te konnten sie nicht finden da an langen Ausläufern,
Ceratandra wäre dann eine Keinknolle.
Die Ausläufer sind wohl so lang und die Knolle bildet sich spät und ist klein.
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Rudolf Schlechter (später auch Dressler) hat geglaubt Ceratandra sei ein Halbsaprophyt.
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gruss jürgen

Christian N Gefällt dieser Beitrag

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Ich komme nun noch dazu das Thema abzuschliessen.

Die Ölbienenbestäubung muss keine Einbahnstrasse der Evolution sein, viele Arten oder durch Introgression mehr oder weniger verbundene Artgruppen haben sicherlich einen Plan B „pollinator shift“, so bildet Satyrium longicauda 2 Ökotypen, einer mit viel Naktar und weniger ÖL
und ein anderer Ökotyp mit mehr ÖL und weniger Naktarangebot
und lockt so verschiedene Nachtfalter (Sphingoide, Noctuide), andere Insekten und Ölbienen an.
Wenn das Klima sich in den periodischen Kalt und Warmzeiten ändert und die Arten wandern müssen um zu Überleben, hilft der „pollinator shift“, und wenn auch das nicht klappt und die Arten aussterben, gibt es in den Artgruppen meist noch autogame oder kleistogame Arten die ohne Bestäuber auskommen und aus denen notfalls wieder neue Arten entstehen können wenn die Bedingungen wieder besser sind.

Bleibt noch auf die Gattung Disperis einzugehen:

Der Aufbau der Blüten bei Disperis ist unter allen Orchideen der komplizierteste und ungewöhnlichste.
Hier eine Zeichnung von Vogel.
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Interessant ist die Büschelartige Struktur bei Disperis hildebrandii
da wir wissen dass es unter den Disperis Ölblüten gibt und dass es glatte und haarartige Öldrüsen gibt
können wir ableiten dass es offenbar eine Trichom-elaio-phore ist.
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Auch der vegetative Aufbau vieler Arten ist verwirrend und besorgniserregend.
Oft fehlen Wurzeln oder sind rudimentär,
oft sind auch die Blätter stark rückgebildet,
meist sind Knollen vorhanden,
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es gibt auch Arten ohne Knollen ohne Wurzel mit einem rhizomartigen Organ.
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Marloth hat die Knollen gezeichnet: E und F
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Auch gibt es epiphytische und lithopytische Disperis. Die kleben mit haarigen Knollen ohne Wurzeln einfach so auf Steinen oder Rinde, also nicht in Ritzen die mit Substrat gefüllt sind oder in Moos, sondern die kleben frei auf der Oberfläche, der Spross ist verdickt und scheint eine Vorstufe einer Pseudobulbe zu bilden. Sie haben oft auch bunte Blätter wie Schmuckblattarten aus der Goodyeragrupppe. Es sind wohl die absonderlichsten Orchideen die es gibt.
Bild ist aus flickr von Etienne Vinnetier Disperis trilineata.
Man muss genau hinsehen um die Knolle zu erkennen.
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Wenn ich hier solche Worte wie Knolle oder Pseudobulbe verwende dann muss man wissen dass der Botaniker diese Begriffe meidet weil sie ganz ganz anders definiert sind, nicht so wie man sie bei Orchideen findet, also falsch,  in meinem Kontext aber wieder richtig, den ich meine ja was anderes als die ursprüngliche Definition.


gruss Jürgen

Franz, Christian N und sphingidae Gefällt dieser Beitrag

14Pterygodium catholicum Empty Re: Pterygodium catholicum 09.05.22 13:57

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

bei youtube gibt es ein sehenswertes video vom grand prix 2022
da sieht man auch ein Prachtexemplar catholicum
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gruss Jürgen

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