Moin,
es gibt keine offizielle Stelle, nach deren Taxonomie man sich richten muss, auch nicht Kew!
Man kann immer selbst entscheiden, wem man bei der Namensgebung folgt, solange der Name gültig veröffentlicht ist. Es ist nur so, dass es für die gemeinsame Kommunikation einfacher ist, wenn man sich für eine Referenz entscheidet, der eine Mehrheit folgt. Was man zu Hause auf dem Etikett stehen hat, ist reine Privatsache. Es geht immer nur um die Kommunikation.
Laelia purpurata ist ein nomenklatorisch gültiger (!) Name und darf verwendet werden, egal was Kew sagt. Er ist aber taxonomisch total überholt, weil die brasilianischen Laelien bekanntermassen mit der Typus-Art der Gattung, Laelia grandiflora, nicht näher verwandt sind. Deshalb muss nomenklatorisch ein anderer Name für die brasilianischen Laelien gefunden werden und da hat man dann die Auswahl zwischen verschiedenen taxonomischen Sichtweisen (siehe die von Franz aufgeführten Gattungsnamen). Das haben wir hier aber, so viel ich weiß, schon oft durchgekaut.
Interessanterweise müssten die "echten" Laelia, wenn der Gattungsname nicht konserviert worden wäre, Amalia heissen, denn Laelia wurde schon 68 Jahre (!) vorher von Adanson für einen senfartigen Kreuzblüter verwendet

.
Wie auch schon mal erwähnt, interessieren sich die mit Wildpflanzen arbeitenden Taxonomen/Botaniker nicht für die Hybriden-Registrierung und das ist auch gut so. Da die Hybridenzüchtung eine reine kulturelle Angelegenheit ist, müssen sich die Registrare für die Namensgebung halt was ausdenken. Auch halte ich es für bedeutend wichtiger, wenn die Naturwissenschaftler die natürliche Biodiversität erfassen, bearbeiten und für ihre Erhaltung sorgen als sich auch noch mit der Benennung künstlich erschaffener Organismen auseinanderzusetzen.
Das sich durch neue Forschungsergebnisse Veränderungen ergeben ist nicht nur ein aktuelles Phänomen. Das gibt es schon so lange es diese Art der Forschung gibt, angefangen bei Linné über Lindley, Reichenbach, Schlechter, Senghas usw. usf. Es ist manchmal richtig lustig...... manchmal auch nicht, wenn man Beiträge in alten wissenschaftlichen Zeitschriften/Beiträgen liest. Da gehen sich sich die Botaniker wegen unterschiedlicher Auffassungen teilweise richtig bösärtig an die Gurgel. Damals wie heute wurden nämlich Arten schon hin- und hergeschoben, wurde gesplittet und gelumpt, das eine Merkmal höher bewertet als das andere ..... und natürlich anders herum. Somit stellt sich die Frage, warum die damaligen Namen besser sein sollen und wo soll man die Grenze ziehen? Bei Lindley, Reichenbach, Schlechter, Kränzlin?
Ich persönlich bleibe bei der ganzen Sache so pragmatisch wie möglich und wundere mich höchstens, wenn sich in der Namensgebung was verändert. Aber aufregen muss ich mich darüber nicht, es geht mir als Liebhaber und botanisch arbeitendem Gärtner sowieso mehr um die Pflanze als das Geschriebene auf dem Etikett.
Habt ihr auf Kew denn schon gesehen, dass die Botaniker aus Leiden Dendrochilum zu Coelogyne gestellt haben.........
